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Cultural Change: So gelingt die digitale Transformation in Unternehmen

Warum es wichtig ist, die Digitalisierung als Cultural Change zu verstehen

Entgegen der verbreiteten Annahme, dass die Digitalisierung in erster Linie viele Jobs kosten wird, besteht die eigentliche Herausforderungen vielmehr darin, dass sich die Arbeitswelt als solches verändert. Schon heute zeichnet sich ab, dass Maschinen tatsächlich bestimmte Dinge bald besser können werden als Menschen. Diese Entwicklung ist aber nicht gleichzusetzen mit dem Bedeutungsverlust des Menschen in der Ökonomie. Darum darf Reaktion auf den digitalen Wandel nicht Angst oder das Festhalten am Status quo sein. Vielmehr muss der mit der Transformation verbundene Cultural Change der Arbeitswelt aktiv gestalten werden. Dabei steht der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Verhaltensweisen im Zentrum.

Kultur als Beschleuniger der Digitalisierung

Neue Fähigkeiten wie die zur Mensch-Maschine-Interaktion sind ebenso notwendig wie solche zur Teamarbeit und zum Netzwerken, die in der neuen Arbeitswelt immer wichtiger werden. Darum sind sowohl mittel- und langfristig Anpassungen im Bildungs- und Ausbildungssystem nötig, aber auch eine Anpassung der Unternehmenskultur. Nachdenklich stimmt in diesem Zusammenhang eine von Capgemini weltweit durchgeführte Studie, die der Mehrheit der untersuchten Unternehmen „ein Fehlen von digitaler Vision“ attestierte. Im Rahmen der Studie wurden 1700 Mitarbeiter aus 340 Unternehmen befragt. Dabei wurden sieben Kriterien zur Beurteilung der digitalen Unternehmenskultur ausgewählt:

Art der Zusammenarbeit

Digital-First-Ansatz

Innovation

Offene Unternehmenskultur

Agilität und Flexibilität

Kundenzentrierung

Datengetriebener Ansatz

Bemerkenswert an diesem Kriterienkatalog ist, dass es bei fünf der sieben Aspekte zentral um Cultural Change und nicht um technologie-orientierte Aspekte geht. Insbesondere, wenn es um den Zusammenhang von Unternehmenskultur und Innovationen geht, wird deutlich, wie eng beide Themen miteinander verknüpft sind. Unternehmen, in denen es keine digitale Unternehmenskultur vorherrscht, können Innovationen nur schwer, sehr langsam oder gar nicht umgesetzt werden. Insbesondere in Deutschland gebe es hier laut den Autoren der Studie großen Nachholbedarf.

„Kultur ist entweder das größte Hindernis oder aber der stärkste Beschleuniger digitaler Transformation wie auch Innovation. Viele Manager glauben, dass ihre Unternehmenskultur bereits digital sei. Aber wenn man ihre Mitarbeiter fragt, dann sehen die das völlig anders.“

Brian Solis, Co-Autor der Capgemini-Studie

Versuchslabor Startup

Wenn es um Cultural Change und innovative Unternehmenskultur geht, können sowohl große Konzerne als auch mittelständische Unternehmen von Startups lernen. Angefeuert durch die großen Erfolge von Startups auf der ganzen Welt, liegen auch in Deutschland Unternehmensgründungen mit innovativen Geschäftsmodellen im Trend. Auch vom steigenden Interesse internationaler Investoren profitierten sowohl die deutsche Startup-Szene als auch etablierte innovative Unternehmen in den letzten Jahren. Aber nicht nur die Aussicht auf großen Erfolg macht das „Modell Startup“ so attraktiv. Insbesondere die Chance, neue Arbeitsformen und Organisationsstrukturen wie Holacracy auszutesten, übt einen großen Reiz in der Gründerszene aus. Startups zeichnen schaffen sowohl aufgrund ihrer Größe und lockeren Hierarchien aber vor allem aufgrund neuer Organisationsformen der Arbeit ideale Rahmenbedingungen, um Innovationen schnell umzusetzen.

Was man von Startups lernen kann

Startup-Strukturen gelten zudem als besonders anpassungsfähig und agil – Eigenschaften, die maßgeblich zum Erfolg von Unternehmen in einem dynamischen Marktumfeld beitragen. Insbesondere in Situationen, in denen Konkurrenten weltweit mit Produkten wetteifern und das Marktgeschehen von „disruptiven“ Umwälzungen geprägt ist, kann es überlebenswichtig sein, schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Ist eine Unternehmenskultur von starren hierarchischen Strukturen geprägt, ist es schwieriger, in kürzester Zeit Anpassungen vorzunehmen und flexibel auf neue Situationen zu reagieren.

Einige große Konzerne wie beispielsweise die Bayer oder Microsoft Deutschland nützen das Potenzial des „Modells Startup“ bereits, indem sie innerhalb ihrer Konzernstruktur einzelne Geschäftsbereiche neu ausgründen oder mit jungen Startups kooperieren, indem sie ihnen Räume, Kapital oder Know-how zur Verfügung stellen. Raum zum Austausch bieten auch zahlreiche Initiativen, die branchenspezifisch Unternehmen unterschiedlicher Größe zusammenbringen.

Cultural Change als Schlüssel zur digitalen Transformation

Der digitale Wandel ist also weit mehr als eine technologische Entwicklung. Er verändert uns Menschen selbst in vielerlei Hinsicht durch die veränderten Rahmenbedingungen. Durch die Digitalisierung sind Informationen und Wissen heute potentiell überall und zu jederzeit verfügbar. Das eröffnet zahlreiche neue Möglichkeiten im Bereich der Bildung und Ausbildung aber auch der Organisation und Durchführung von Arbeit. Durch die Digitalisierung werden zudem Prozesse enorm beschleunigt und dadurch verändern sich unsere Bedürfnisse und die Erwartungshaltung. Beim Online-Shopping erfahren wir als Konsumenten jeden Tag, dass alle Waren dieser Welt nur einen Klick weit entfernt sind. Auch die damit verknüpfte Logistik-Industrie verbessert die Prozesse stetig, so dass die meisten Waren zwei Tage später direkt in unseren Wohnungen sein können. Auch durch die Sozialen Medien ist es nicht nur einfacher als jemals zuvor mit Unternehmen zu interagieren – die Kunden erwarten auch, dass am anderen Ende jemand sitzt, der ihnen Antworten geben kann.

Dieser durch die Digitalisierung ausgelöste Cultural Change ist zugleich auch der Schlüssel für die digitale Transformation in Unternehmen. Mit der veränderten Erwartungshaltung von Kunden müssen auch andere Unternehmen lernen umzugehen. Denn wir sind nicht nur als Kunde, sondern auch als Mitarbeiter oder Kooperationspartner von den kulturellen Veränderungen betroffen. Cultural Change ist die Antwort auf die Herausforderungen der Digitalisierung. Unternehmen, denen es gelingt, sich auf diese Veränderungen am besten einzustellen, werden als Gewinner aus dem digitalen Wandel hervorgehen.

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