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Deep Tech: Innovation gegen den Klimawandel

Im vergangenen Jahr sind viele Menschen mit dem Produkt eines Start-ups aus dem Bereich Deep Tech in Berührung gekommen: Mit den von den Biotech-Unternehmen Moderna und BioNTech entwickelten Impfstoffen gegen das Corona-Virus. Die auf der mRNA-Technologie basierenden Impfstoffe konnten in Rekordzeit entwickelt und für eine kommerzielle Nutzung bereitgestellt werden. Dabei profitierten sie von jahrelanger Forschungs- und Entwicklungsarbeit in dem Bereich. Auch SpaceX, das Raumfahrt- und Telekommunikationsunternehmen des amerikanischen Milliardärs Elon Musk gehört zur Deep Tech Branche. Ebenso wie Blue Origin, das Amazon Gründer Jeff Bezos besitzt und sich auf suborbitale Flüge mit wiederverwendbaren Flugsystemen konzentriert. Neben diesen anschaulichen Beispielen gibt es aber eine große Zahl an Deep Tech Start-ups, die in Bereichen arbeiten, die für viele Menschen sehr abstrakt sind: Die Entwicklung lernender Systeme, Blockchain, Quantencomputing oder hochspezialisierte Biotechnologien. 

Kompetenzen vereinen, um Herausforderungen zu lösen

Deep Tech liefert die Technologien, die wir brauchen, um Herausforderungen zu lösen und die digitale Transformation umzusetzen. Das Beratungsunternehmen Boston Consulting Group (BCG) hat Attribute eines Deep Tech-Startups definiert. Dazu zählt die Entwicklung komplett neuer Anwendungen, da die zugrunde liegenden Herausforderungen noch von keinem bestehenden Produkt zufriedenstellend gelöst werden. Hierfür arbeiten Menschen mit verschiedenen Qualifikationen zusammen, beispielsweise Ingenieure, Wissenschaftler und Unternehmer. Verankert sind Deep Tech Start-ups in einem umfassenden Ökosystem aus Investoren, Politik und Forschung. Allein um die 1.500 Universitäten und Forschungslabore sind in dem Bereich aktiv. Im Fokus steht keineswegs nur Software. 83 % der Deep Tech Unternehmen entwickeln Produkte für die physische Welt. Hierfür nutzen sie bestehende Technologien, die sie mit eigenen Ansätzen kombinieren können. Dass um die 70 % der Firmen Patente für ihre Technologien besitzen, verdeutlicht die Innovationskraft der Branche.

Kollaboration ist einer der Schlüsselfaktoren für erfolgreiche Deep Tech Projekte. Deutsche Start-ups profitieren von den Vernetzungsmöglichkeiten, die ihnen die Digital Hub Initiative bietet. Durch die Vernetzung von Mittelstand und Corporates mit neuen Innovationspartnern aus Wissenschaft und Gründerszene können wegweisende Pilotprojekte in den Bereichen Nachhaltigkeit und Klimaschutze realisiert werden. Über das Cyberlab des Digital Hub Karlsruhe kam beispielweise die Kooperation eines deutschen Start-ups mit einem Weltmarktführer zustande. Das junge Unternehmen apic.ai erhebt mit Künstlicher Intelligenz Daten, um Ursachen für das Insektensterben zu identifizieren. Die Technologie weckte das Interesse von Eurofins, das ökotoxiologische Dienstleistungen anbietet und auf der Suche nach einem Instrument zur präzisen Messung von Bienenverlusten war. Inzwischen haben beide Firmen schon mehrere Pilotversuche gemeinsam durchgeführt. 

Nachhaltigkeit durch Technologie

Im September 2015 wurde auf dem Gipfeltreffen der Vereinten Nationen in New York die „Agenda 2030“ verabschiedet. Darin sind 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung definiert, die bis 2030 jedem Menschen ein Leben in Würde sichern sollen. Dazu zählen beispielsweise die Beendigung der Armut und des Hungers, Bildung für alle oder der Zugang zu moderner, nachhaltiger und bezahlbarer Energie. Das sind große und komplexe Ziele an deren Erreichen Deep Tech Unternehmen arbeiten. 97 % von ihnen zahlen mit ihrer Arbeit auf mindestens eines der Ziele für nachhaltige Entwicklung der UN ein. 

In den zwölf Hubs der Digital Hub Initiative arbeiten Start-ups deutschlandweit daran, Lösungen für mehr Nachhaltigkeit und Klimaneutralität zu finden. Der Hub in der Hansestadt Hamburg legt der Fokus auf den Bereich Logistik und Transport. Dieser Sektor ist ursächlich für mehr als 5,5 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Auf europäischen Autobahnen ist beispielsweise ein Drittel der LKW leer unterwegs, was unnötige Emissionen produziert. Das möchte Cargonexx durch Software vermeiden. Der Algorithmus ermöglicht eine schnellere und effizientere Tourenplanung. Auch gut gewartete Reifen können helfen CO2 einzusparen. Das ist der Ansatz von CO2OPT. Das Start-up nutzt Telematikdaten zum Zustand des Fahrzeugs. So wird das Reifenmanagement von Fahrzeugflotten digitalisiert und ermöglicht Emissionseinsparungen.

Gleichzeitig kann Software auch Wege aufzeigen, den digitalen Fußabdruck zu verkleinern oder gänzlich klimaneutral zu operieren. Die Softwarelösung des Start-ups GRYN bildet die Emissionen von Transportflotten in Echtzeit über ein Dashboard ab. Ob Lastwagen, Flugzeug oder Frachtschiff: Die Künstliche Intelligenz bezieht sämtliche Transportmittel ein und identifiziert Potenziale zur Einsparung von Emissionen. Auch zero44 setzt auf technologiegetriebene Möglichkeiten zur Emissionsreduktion in der Schifffahrt. Die Branche benötigt neue Treibstoffe und nachhaltiger operierende Containerschiffe. Bis Entwicklung und Flottenmodernisierung abgeschlossen sind, wird aber noch viel Zeit vergehen. Die Nutzung von Daten ermöglicht kurzfristig eine klimafreundliche Routenplanung sowie optimale Verteilung der CO2-Kosten.

Nicht nur der internationale Warenverkehr, sondern auch die smarte Stadt der Zukunft oder der Lieferverkehr in urbanen Räumen können aktiv zum Klimaschutze beitragen. Daran arbeiten unter anderem Start-ups in den Digital Hubs in Leipzig, Dresden und auch München.

Deep Tech in Deutschland fördern

Start-ups, die im Bereich Deep Tech arbeiten, verfügen über große Potenziale. Die Herausforderung für sie liegt in erster Linie in der Sicherung einer langfristigen Finanzierung. In den meisten Fällen ist die Phase, in der die Unternehmen ausschließlich im Bereich Forschung und Entwicklung aktiv sind, verhältnismäßig lang. Für Wagniskapitalgeber bedeutet dies, dass sie meist langfristige Investments tätigen. Bisher hat das aber keine abschreckende Wirkung: Von 2016 bis 2020 haben sich die Investments in die Branche auf 60 Milliarden US-Dollar vervierfacht.

Auch in Deutschland hat sich die Summer der Wagniskapitalinvestitionen im vergangenen Jahr auf knapp 15 Milliarden nahezu verdreifacht. Aber in der Bundesrepublik fehlen Investoren aus Deutschland sowie dem europäischen Ausland, insbesondere für die kapitalintensive Wachstumsfinanzierungen. Das soll der 2021 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz aufgelegte Beteiligungsfonds für Zukunftstechnologien („Zukunftsfonds“) ändern. Für den Investitionszeitraum bis 2030 stehen bereits 10 Milliarden Euro neue Mittel zur Verfügung. Auch das Sondervermögen aus dem European Recovery Program (ERP) beteiligt sich finanziell am Zukunftsfonds. Geplant ist, dass der Fonds gemeinsam mit privaten und öffentlichen Partnern bis Ende 2030 weitere Mittel i.H.v. 30 Milliarden Euro für deutsche Start-ups erschließt.

Zu den verschiedenen Bausteinen des Zukunftsfonds gehört auch Deep Tech. Über den DeepTech & Climate Fonds wird eine Summe von 1 Milliarde Euro in Hochtechnologie investiert. Ziel ist eine langfristige Eigenständigkeit, unabhängig von langen Entwicklungszyklen und hohem Kapitalbedarf. 

QUELLEN
https://www.fraunhoferventure.de/de/news/presse-2019/deeptech.html
https://www.bcg.com/publications/2019/dawn-deep-tech-ecosystem.aspx
https://www.bcg.com/capabilities/digital-technology-data/emerging-technologies/deep-tech
https://www.youtube.com/watch?v=jLd0AqSxIyk&t=332s
https://www.wiwo.de/unternehmen/dienstleister/gruenderszene-gegen-china-gewinnt-man-nicht-mit-essen-auf-raedern-/27164060.html
https://www.eco-business.com/news/tapping-deep-tech-to-solve-the-worlds-biggest-problems/
https://www.digitalhublogistics.hamburg/startups
https://www.weforum.org/agenda/2021/09/chief-innovation-officers-deep-tech-startups/#:~:text=Global%20investment%20in%20deep%2Dtech,best%20practices%20to%20better%20collaborate.
https://17ziele.de/ziele/7.html
https://apic.ai/index.html
https://www.iml.fraunhofer.de/de/abteilungen/b3/umwelt_ressourcenlogistik/dienstleistungen/umwelt_und_ressourcen/klimaschutz.html
https://www.cargonexx.com
https://www.co2opt.com/de/about-us 
https://www.gryn.ai
https://www.de-hub.de  
https://www.zero44.eu 
https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Artikel/Wirtschaft/zukunftsfonds.html
https://dtcf.de/#deeptech
https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Artikel/Mittelstand/erp-sondervermoegen.html 

 

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