Deutschland ist Innovationsstandort – und seine Innovationskraft beruht zu weiten Teilen auf jungen, dynamischen Start-ups. Für die Transformation der Wirtschaft sind sie unverzichtbar, entsprechend groß ist die Unterstützungs- und Kooperationsbereitschaft für technologieorientierte Gründungsteams. Eine der größten Herausforderungen auf dem Weg zur Marktetablierung bleibt jedoch die Frage der Finanzierung. Denn wie gelangt man als junges Team mit einer visionären Idee an die Mittel, um sie auch umzusetzen? Hier kommt Venture Capital (VC) als Finanzierungsquelle eine wachsende Bedeutung zu – insbesondere im Ökosystem der Digital Hub Initiative.
Wachstumsmotor für Start-ups
VC – oder Risikokapital – gibt Start-ups die Möglichkeit, die Wachstumsphasen von der Gründung bis zur Profitabilität finanziell abzusichern. Dadurch können Geschäftsmodelle ausgearbeitet, Prototypen weiterentwickelt, Teams aufgebaut und Kontakte zu potenziellen Kunden ausgebaut werden. Allein im Jahr 2022 gab es laut Bundesverband Beteiligungskapital e.V. (BVK) 866 sogenannte VC-Deals mit Start-ups in Deutschland. VC Fonds bilden spezielle Investmentfonds, die meist auf junge, wachstumsstarke Unternehmen ausgerichtet sind. Das Prinzip dahinter: Die Fonds sammeln Kapital von institutionellen Investoren und Privatpersonen ein und stellen es Start-ups zur Verfügung, die ein hohes Potenzial, häufig aber auch ein hohes Risiko aufweisen. Die Investoren erhalten im Gegenzug Anteile an den jungen Unternehmen und beteiligen sich so an den zukünftigen Erfolgen.
Darum profitieren Start-ups von VC Fonds
Für die dynamische, technologieorientierte Start-up-Szene sind VC Fonds eine wichtige Alternative zu traditionellen Finanzierungen. Im Vergleich zu Bankkrediten haben die Start-ups hier keine langjährigen Zinszahlungen zu tilgen und bleiben so auch in frühen Wachstumsphasen liquide. Dadurch können beispielsweise mehr Mittel in Forschung und Entwicklung, Marketing und internationale Expansion investiert werden. Für den Erfolg der meisten Start-ups ist nicht nur Kapital entscheidend: Die Gründungsteams benötigen Zugang zu den Netzwerken und Ressourcen der Investoren sowie zu strategischer Beratung, Coaching und Mentoring. Je näher der VC Fonds mit der eigenen Branche verknüpft ist und die technologischen Herausforderungen versteht, desto effizienter kann die strategische Zusammenarbeit gestaltet werden.
Digital Hub Initiative stärkt Gründungen mit Hub-eigenen VC Fonds
An diesen Gedanken knüpft die Digital Hub Initiative an: An einigen Standorten der Digital Hub Initiative haben sich in den Hub-Ökosystemen VC Fonds entwickelt, die branchenspezifische Investments tätigen. Hinter den Fonds steht stets eine Gemeinschaft von Investierenden, darunter Business Angel und Privatpersonen, die im Ökosystem des jeweiligen Digital Hubs verwurzelt sind. Dadurch haben sie nicht nur den Einblick in die spezifischen Märkte, Technologien und Entwicklungschancen, sondern stehen auch immer im direkten Austausch mit den Start-ups und den Digital Hubs. Das gilt auch für den InsurTech Hub Köln. Im Ökosystem des Hub entsteht gerade der VC Fonds Ensure Growth Capital. Neben anderen Kapitalgebern und VCs unterstützt er vor allem fortgeschrittene Start-ups aus der InsurTech-Branche. Das erste Closing des Fonds ist im Juni 2024 geplant – angestrebt sind über 30 Millionen Euro, um den Aufbau europäischer Tech Champions zu unterstützen. Das Gesamtvolumen des Fonds soll perspektivisch rund 100 Millionen Euro betragen. Neben finanziellen Investitionen bietet der Fonds den Gründungsteams auch branchenspezifisches Know-How, Netzwerkkontakte und Zugang zu potenziellen Partnern. Wichtige deutsche Versicherer gehören nämlich zu den Unterstützern des Fonds.
Im Umfeld des Mobility Hub München haben sich gleich zwei VC Fonds zur Unterstützung von Early-Stage Start-ups gebildet: UVC Partners und TUM Venture Labs. UVC Partners ist Teil der UnternehmerTUM und investiert in B2B-Start-ups in den Bereichen Industrie 4.0, Digital Health und Enterprise-Software. Start-ups erhalten Zugang zu einem Netzwerk an hervorragenden Kontakten zu großen und mittelständischen Unternehmen in verschiedensten Industrien. Auch TUM Venture Labs bietet als Innovationsszentrum den Zugang zu einem breit aufgestellten Technologie-Ökosystem und den entsprechenden Entwicklungsumgebungen. Beide Fonds konzentrieren sich auf die Unterstützung von Gründungen in frühen Phasen und stellen dabei Branchenexpertise und operative Erfahrung zur Verfügung.
Auch der Digital Health Hub Nürnberg unterstützt Start-ups aktiv beim Thema VC. Dafür plant das Team vom Zollhof neben einem eigenen Fond auch den Aufbau eines „Angel Club”, in dem Privatpersonen zu Business Angels ausgebildet werden. Langfristig soll ein Netzwerk aus Investorinnen und Investoren entstehen, die in Start-ups aus jenen Branchen investieren, die im Fokus des Digital Hub stehen – unter anderem Digital Health, Internet of Things und Künstliche Intelligenz. Nicht weit entfernt arbeitet der Digital Health Hub Erlangen am Aufbau einer Beteiligungsgesellschaft, die in naher Zukunft in Start-ups aus den Bereichen Medizintechnik und Digital Health investieren soll.
In Leipzig erhalten softwarebasierte B2B-Start-ups Zugang zu Venture Capital durch den hub-eigenen Fond Smart Infrastructure Ventures. Der im Netzwerk des Smart Infrastructure Hub Leipzig verwurzelte Fond investiert vor allem in Lösungen für die Bereiche intelligente Infrastruktur, städtische Mobilität und Nachhaltigkeit. So werden nicht nur Start-ups beim Wachstum unterstützt, sondern auch innovative Konzepte, die Städte und Gemeinden umweltfreundlicher und lebenswerter machen. Der Leipziger Fond fokussiert sich auf Frühphasen-Startups und unterstützt diese aktiv beim Unternehmensaufbau. Alle am Investitionsprozess beteiligten Personen sind am Erfolg des Fonds beteiligt und daher stark an den Erfolg der Startups incentiviert. Ein einmaliger Ansatz in der deutschen VC-Szene.
VC Fonds als Innovationstreiber
Von Stadtentwicklung bis Digital Health: Die hub-eigenen VC Fonds der Digital Hub Initiative spielen schon heute eine zentrale Rolle bei der Realisierung innovativer Lösungen für die Transformation in Deutschland. Für Start-ups bieten sie nicht nur finanzielle Unterstützung in Wachstumsphasen, sondern auch Zugang zu wertvoller Beratung und einzigartiger Expertise. Die Nähe der Investorinnen und Investoren zum jeweiligen Ökosystem und damit zu spezifischen Branchen ist dabei für beide Seiten von Vorteil. Die Digital Hub Initiative wird die Netzwerke zwischen Gründenden und Investierenden in Zukunft weiter ausbauen – und somit auch Deutschland als Innovationsstandort weiter stärken.