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Interview

5 Fragen an Dr. Kim J. Zietlow, Director Trend & Innovation Scouting GTAI

Kim, seit diesem Jahr bist du als Director Trend & Innovation Scouting bei der GTAI. Was reizt dich persönlich an den Themen Digitalisierung und digitales Ökosystem?

Wir haben mittlerweile das Datenzeitalter erreicht, indem das Wohl von Gesellschaften vom Zugang und der Verarbeitung von Informationen abhängt. Das betrifft im Grunde alle Bereiche von Bildung und Gesundheit über Mobilität bis zu klimaschonender Energiegewinnung und ökologischer Landwirtschaft. Digitalisierung ist dabei ein entscheidender Faktor, der vor allem für unsere Wirtschaft zur absoluten Notwendigkeit geworden ist. Wir leben nun mal in einer vernetzten Welt, wo der globale Wettbewerb unerbittlich sein kann. Gerade deshalb ist es auch so wichtig, Digitalisierung nicht als individuelle Herausforderung zu verstehen, sondern die Vorteile von Kooperationen zu nutzen. Die Digital Hub Initiative ist ein gutes Beispiel, wie die gesellschaftlich gewinnbringende Entwicklung digitaler Lösungen gemeinschaftlich erfolgt.

Welche Länder sind für dich Vorreiter mit Blick auf Digitalisierung und was kann Deutschland von ihnen lernen?

In Südkorea können Unternehmen bereits seit mehreren Jahren ein flächendeckendes 5G-Netz nutzen. Dort ist auch die mit Abstand höchste Dichte an Industrierobotern zu finden. Kanada hingegen investiert stark in Spitzenforschung wie z.B. in den Bereichen Deep Learning und maschinelles Lernen. Der Erfolg spiegelt sich in der Ansiedlung von zahlreichen Forschungslaboren wider, wie z.B. Google (DeepMind - University of Alberta, Edmonton), Facebook (FAIR lab, Montreal), Microsoft (MS Research, Montreal) oder NVIDIA (KI Forschungslabor, Toronto). Die hohe Digitalkompetenz der Bevölkerung in Finnland, Dänemark oder Schweden unterstützt die Nutzung digitaler Angebote vor allem im Gesundheits- und Bildungssektor sowie in der Verwaltung. In diesen Feldern hat Deutschland noch starken Nachholbedarf.

Und worin ist Deutschland richtig stark?

Deutschland hat in den vergangenen Jahrzehnten eine beachtliche wirtschaftliche Entwicklung erzielt und einen innovativen und starken Mittelstand entwickelt. Viele Universitäten und Forschungseinrichtungen sind weltweit führend und die deutsche Wirtschaft ist global vernetzt. Weltweit wird Deutschland für seine hohe Ingenieurskunst und technische Innovationen geschätzt („made in Germany“). Dies sind wichtige Voraussetzungen, um die großen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu meistern, z.B. Digitalisierung der Wirtschaft, Energiewende, Mobilität.

Was sind die Vorteile und wichtigsten Angebote der Hub Standorte, um attraktiv für die Ansiedlung von Digitalunternehmen aus dem Ausland zu sein?

Die Digital Hubs sind Innovationstreiber und leben vom regen Austausch der Mitglieder. Start-ups und Forschungseinrichtungen arbeiten gemeinsam mit etablierten Unternehmen an zukunftsträchtigen Lösungen und bringen diese zur Anwendung und Marktreife. Dieses kooperative und integrative Umfeld ist höchst attraktiv für internationale Unternehmen und erleichtert ihnen ein produktiver Teil des Netzwerks zu werden. Die Fokussierung auf einzelne Technologiefelder (z.B. Digital Health, InsurTech, Logistics) fördert nicht nur die gezielte Ansiedlung von Unternehmen, sondern auch die Anwerbung internationaler Spitzenforscher*innen und Talente. Zusätzlich ermöglicht die Netzwerkstruktur der gesamten Digital Hub Initiative die Kooperation zwischen den Hubs z.B. im Rahmen von übergreifenden Forschungs- und Innovationsprojekten.

Was kann die Politik deiner Meinung nach für die Start-up-Szene und ihre internationale Strahlkraft tun?

Unternehmerischer Erfolg hängt oftmals eng mit der Vernetzung der richtigen Personen zusammen. Die Politik kann hier noch stärker als Türöffner dienen und jungen Unternehmern Zugänge zu bestehenden Netzwerken bieten. Erfolgreiche Gründer*innen können noch stärker als Impulsgeber und unternehmerische Vorbilder dienen. Zusätzlich können sie auch politische Beratungsgremien auf lokaler, regionaler oder nationaler Ebene bereichern und öffentlich sichtbar an Veranstaltungen oder internationalen Unternehmerreisen der Bundeskanzlerin teilnehmen. Es gibt keinen Grund, warum diese Möglichkeiten ausschließlich durch Repräsentanten etablierter Unternehmen wahrgenommen werden. Deutschland hat inzwischen eine hohe Dichte an jungen innovativen und erfolgreichen Unternehmern, die international für die Zukunft des Landes stehen.

 

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